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Apfelbaumgeschichte, Geschichte von Streit und Versöhnung, Hörgeschichte, Kindergeschichte, Nachbargeschichte, Spätsommergeschichte, Umweltgeschichte
Der alte Apfelbaum und der Friede
Kindergeschichte
„Ich glaube“, sagt Papa eines Tages, „wir müssen den alten Apfelbaum fällen.“
„Unseren Apfelbaum?“, ruft Anna entsetzt. „Er stört doch nicht hinten im Garten!“
Papa lacht bitter auf. „Die Nachbarn schon. Immer wieder beschweren sie sich.“
Anna kann es nicht glauben. „Er ist doch so ein schöner, großer Baum!“
„Eben“, meint Papa. „Seine Zweige stören. Wegen des Schattens und des Herbstlaubs.“
„Und deshalb soll unser Baum sterben? Weil die da drüben zu faul zum Kehren sind?“ Anna ist sauer.
„Na ja“, meint Mama. „Es ist ärgerlich, wenn ein Baum der Sonne den Weg versperrt und dazu noch Arbeit macht, nicht?“
Und Papa sagt entschieden: „Ich will meinen Frieden mit den Nachbarn haben. Der Baum kommt weg. Basta!“
Anna kämpft mit den Tränen. Was hat ein Baum mit Friede zu tun? Außerdem ist die Apfelbaumecke ihr liebster Platz zum Spielen und Träumen, zum Nachdenken und zum ´In-die-Luft-gucken´. Dieses Plätzchen soll sie nun verlieren? Und was würde aus den Tieren werden, die im Baum wohnen? Müssen die auch sterben? Und das Amselpärchen? Wo würde es im nächsten Jahr sein Nest bauen?
„Was ist Friede?“, fragt Anna. „So viele Bäume sterben. Ich mag nicht, dass bloß wegen der Nachbarn auch unser Apfelbaum sterben muss. Das ist ein falscher Friede!“
„Friede hat eben einen hohen Preis“, sagt Papa.
Darüber denkt Anna lange nach. Dann hat sie eine Idee:
„Wäre es auch ein Friede, wenn ich das Herbstlaub im Nachbargarten wegkehrte? Dann müsste unser Baum nicht sterben und der Friede wäre nicht so teuer.“
„Das ist eine gute Idee“, freut sich Mama. „Wir sollten mit den Nachbarn noch einmal reden!“
„Hm.“ Papa zuckt mit den Schultern. „Und der Schatten?“
„Da findet sich bestimmt auch eine Lösung“, meint Mama. „Und die überlegen wir uns gemeinsam mit den Nachbarn. Einverstanden?“
„Einverstanden.“ Papa nickt und Anna klatscht vor Freude in die Hände.
„So mag ich den Frieden leiden“, sagt sie. Dann gehen Mama, Papa und Anna mit ihrem Friedensangebot zu den Nachbarn hinüber.
© Elke Bräunling
Hier erzählt dir Regina Meier zu Verl diese Geschichte:
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Der alte Apfelbaum, Bildquelle © Hans/pixabay
Lilofee sagte:
sehr rührige Geschichte.
Wenn Fride doch immer so einfach wäre …
Gruß Lilofee
Märchenflüsterin sagte:
Danke, Lilofee, fürs Besuchen und Grüßen.
Du hast Recht: Friede zu schaffen ist nicht einfach, aber man kann es immer wieder versuchen.
Lieber Gruß
Elke
Der Emil sagte:
Ein sehr schönes Geschichtchen. Wirklich schön.
Märchenflüsterin sagte:
Danke Emil – für deinen Besuch und deinen lieben Kommentar. Es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt.
Lieber Gruß
Elke
Waldameise sagte:
Welch wunderbare Geschichte, liebe Elke. Wie schön, dass ich sie entdeckt habe. Ganz ganz viele Menschen sollten sie lesen, die auch etwas gegen das Entkleiden der Bäume haben und deshalb gleich so ein hartes Urteil fällen, wie später das Bäumchen. Hier in der Gegend wurden schon viele hohe Bäume gefällt, allein drei Birken. Die Vögel wissen oft schon nicht mehr, so sie sich niederlassen können. Vor des Nachbars Grundstück stand eine wundervolle Birke, ich hatte auch darüber berichtet. Bis eine andere Nachbarin ihren Tod beantragte. Ich finde das so traurig. Alles ist den Leuten soviel. Die Blätter sehen sie als Schmutz und ihre Beseitigung als lästige Arbeit. Ich freue mich, wenn mir ein welkes Blättchen am Schuh kleben bleibt und ich es so mit ins Haus trage. Was ist Schlimmes daran?
Danke für diese schöne Geschichte, die mein Herz berührt.
Liebe Grüße,
Andrea
Märchenflüsterin sagte:
Das ist traurig mit den Birken. Mir tut es um jeden Baum weh – und um Birken ganz besonders. Letztes Jahr hatten Kinder (Alter 5-8) bei uns in der Einfahrt eine junge Birke totgeprügelt. Es war schrecklich. Diese Aggressionen! Und ein anderer Nachbar prozessierte sogar gegen uns, nein, gegen unsere Kiefern hinten im Garten. Er kam vor Gericht nicht durch, doch wir gaben dennoch nach, denn nachbarschaftliches Gift ist höllisch.
Leben ist nicht schön manchmal, weder für die Natur noch für uns Menschen.
Ein lieber Gruß zu dir
Elke
angelface sagte:
wunderbar erzählt wurde diese hübsche und aufmerksam machende Geschichte die nicht nur für KInder lehrreich ist von Regina…
sehr einfühlsam…
herzlichst angelface