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Geschichte Herbstbeginn, Hörgeschichte, Herbstgeschichte, Igelgeschichte, Kindergeschichte, Sommergeschichte, Tiergeschichte
Der kleine Igel, der Hunger und der Abschied vom Sommer
Hungrig ist der kleine Igel aufgewacht.
„Hunger! Hunger!“, murmelt er. „Seltsam. Seit ein paar Tagen habe ich großen Hunger. Immerzu könnte ich fressen, fressen, fressen. Was ist nur los mit mir?“
Er blickt sich um. Irgendwie hat nicht nur er sich verändert. Nein, auch der Wald und die Waldwiese sehen anders aus. Sie riechen auch anders. Frischer irgendwie, würziger. Auch die Tage werden kürzer, die Nächte länger und kühler und früh am Morgen liegen Tautropfen feucht und schwer auf Gräsern, Kräutern, Blättern, Moosen, Pilzhüten und Ästen.
Der kleine Igel wundert sich. Jeden Tag verwandelt sich seine kleine Wald- und Wiesenwelt ein wenig mehr.
„Der Sommer geht zu Ende“, sagen die größeren und älteren Igel, denen er auf seinen Streifzügen durch das Wiesenwäldchen beim alten Elfenbaum begegnet. „Sieh dich vor und sorge vor, kleiner Igel! Die Zeiten werden hart sein.“
„Was ist Sommer und was ist Ende?“, fragt der kleine Igel, der nichts anderes kennt als die Zeit, die er in den ersten Monaten seines jungen Igellebens hier im Wäldchen verbracht hat.
Was ist Sommer? Was für eine Frage! Die Waldtiere und Igelkollegen kichern. Dieser dumme kleine Igel aber auch!
„Sommer ist hell“, sagte der Salamander schließlich. „Und warm.“
„Sommer ist, wenn man sich nicht hungrig fühlt“, ruft ein Eichhörnchen von seinem Platz im Baum herunter.
„Und wenn man seine Kinder aufzieht, dann, ja, dann ist Sommer“, ergänzt die Wildschweinmama. Sie seufzt. „Nun aber sind sie erwachsen und bereit für die kommende Zeit.“
„Du aber, kleiner Igel, scheinst mir noch nicht bereit zu sein“, sagt der Fuchs besorgt. „Viel zu klein und mager bist du.“
„Stimmt“, rufen die anderen Igel einstimmig. „Du musst ganz schnell ganz viel essen, kleiner Igel. Das ist ein wichtiger Herbstjob für dich, damit du den Winter gesund und heil überstehst. Hörst du?“
Der kleine Igel nickt. „Ja, ich höre. Ganz viel essen muss ich, damit ich wachse und groß werde und heil dieses Winterding überstehe.“ Er macht eine Pause und sieht die anderen Waldtiere fragend und ein wenig ratlos an. „Was aber sind Herbst und Winter? Sind sie gefährliche große Tiere, vor denen man sich schützen und deretwegen man groß und stark sein muss?“
Da seufzen die Waldtiere.
„So ähnlich“, antwortet die Schwalbe schließlich. „Ich für meinen Teil werde mich nun mit meinen Kollegen zum großen Flug in den Süden treffen. Wir Schwalben nämlich sind Zugvögel. Wir fliegen dem Sommer hinterher.“
„Und wir“, sagt das Eichhörnchen schnell, „sollten nicht länger über das Sommerende nachdenken. Es ist, wie es ist.“
„Stimmt!“ Die Waldtiere nicken und die Waldmaus fiept aufgeregt: „Essen. Wir müssen alle ganz schnell ganz viel essen. Noch gibt es genug Nahrung in unserem Wald und das ist gut so.“
„Essen. Ja, ja, essen. Beeilt euch und guten Appetit!“
Es raschelt und schon sind die Waldtiere in alle Richtungen verschwunden.
Verdutzt starrt der kleine Igel seinen Freunden hinterher. Was ein Ende ist und was Sommer, Herbst und Winter bedeuten, weiß er noch immer nicht. Aber wie sich ein hungriger Bauch anfühlt, das spürt er gerade am Grummeln in seinem Igelmagen.
„Also gut. Essen. Das passt mir gerade gut in den Tag“, sagt er und trippelt zum Zwetschgenbaum am Rande der Waldwiese, wo süße Zwetschgen im Gras auf einen hungrigen kleinen Igel warten.
© Elke Bräunling
Der kleine Igel, der Hunger und der Abschied vom Sommer zum Hören:
Lausche der Stimme meiner lieben Kollegin Regina Meier zu Verl. Sie hat diese Geschichte für dich aufgenommen. Du kannst sie dir hier anhören. Hab Spaß damit!
Igelhunger, Bildquelle © Alexas_Fotos/pixabay
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freiedenkerin sagte:
Ich hoffe, daß der kleine und noch unwissende Igel sich eine ganz, ganz dicke Speckschicht angefuttert hat, bis der kalte Winter kommt…
Liebe Grüße!
Märchenflüsterin sagte:
Er muss noch viel lernen und einige Abenteuer überstehen, befürchte ich. Jedenfalls will das die „Märchentante“ so haben …
Liebe Grüße
Elke
mausi61 sagte:
Tolle Geschichte über den Igel. :D
Märchenflüsterin sagte:
Danke, liebe Mausi. :)
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Veronika Aschenbrenner sagte:
die tiere haben schon recht: manchmal ist es besser abzuwarten und einfach im hier und jetzt zu tun+zu leben, als sich zu viele gedanken zu machen, von etwas das so schwer vorstellbar ist. eine lehrreiche fabel. sehr fein.
Märchenflüsterin sagte:
Ich danke dir. Als Fabel hatte ich diese Geschichte noch nicht gesehen, doch du hast recht: Sie ist eine.
Jeden Tag bewusst leben und nicht voller Sorge an künftige Tage denken, das wäre ideal. Ich wünschte es mir.
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Steffi sagte:
Hallöchen,
ich finde die Geschichte total klasse. Hättest du etwas dagegen, wenn ich für meine Klasse eine Leseverständnisaufgabe daraus bastele? Vielleicht könnte ich das ganze auch in meinem Blog online stellen, damit auch andere damit üben können? Nur mit deiner Erlaubnis und mit Verweis auf deine Website natürlich…
Liebe Grüße,
Steffi
Märchenflüsterin sagte:
Hallo zurück zu dir! Sorry, wenn ich erst jetzt antworte. Irgendwie ist dein Kommentar im Spamordner gelandet und ich habe ihn eben erst entdeckt.
Also, Willkommen hier im Blog, verspätet :)
Schön, dass dir der kleine Igel gefällt und JAAA, ich freue mich, wenn sie im Unterricht Verwendung findet. Mach das und grüße deine Klasse lieb von mir. Und auch ja: Bloggen „darf“ man meine Texte nach Rücksprache und Linkzusendung.
Lieber Sonntagsgruß und viel Spaß mit dem kleinen Igel
Ele
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