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Das Eichhörnchen und der traurige Apfel

„Warum weinst du, Apfel?“, fragt das Eichhörnchen, das in den Bäumen der Streuobstwiese im kleinen Waldtälchen auf Nahrungssuche unterwegs war.
„Phschhhhhh!“ Der Apfel schluchzte. „Wei-hei-einen? Wa-a-as ist das?“
„Weinen?“ Das Eichhörnchen überlegte. In den Menschengärten hatte es das Weinen kennen gelernt und – irgendwie – rasch wieder vergessen. Hier im Wald weinte nämlich keiner. Naja, fast keiner.
Der Apfel schluchzte wieder, lauter nun.
„Weinen, das ist, wenn Wasserperlchen über deine Wangen tropfen und deine Apfelhaut nass machen“, sagte das Eichhörnchen schnell. Es war nun etwas verlegen. Eigentlich hatte es geplant, ein wenig von dem köstlichen Fruchtfleisch des Apfels zu naschen. Aber wer brachte es übers Herz, in schluchzende Apfelbäckchen zu beißen?
„Re-e-egen ma-hc-chat meine Apfelbacken auch nass“, klagte der Apfel. „Aber er ma-hc-chat mich ni-hi-hicht so-ho traurig.“
Ein Zittern durchlief den Apfelkörper und viele Tränchen rannen über seine Wangen.
„Hey, halt, du machst mich ganz nass!“, protestierte da ein Stimmchen vom unteren Zweig des Baumes. „Wir haben keinen Regentag. Nein. Einen Sonnentag haben wir und der ist sehr sehr wichtig für mich. Noch grün sind meine Apfelwangen. Sie brauchen viel Sonne. Wenn sie nun aber nass werden, verbrennen sie unter den Sonnenstrahlen. Hörst du?“
Der kleine grüne Apfel ganz unten im Baum war’s, der sich beklagte. Der, mit dem keiner der anderen Äpfel sich je unterhalten hatte. Weil er so klein und grün und langweilig und eben so anders war.
Der traurige Apfel hielt betroffen inne.
„U-und ich dachte, die Menschen hätten alle Äpfel geraubt heute Morgen und ich sei alleine am Baum übrig geblieben“, stammelte er, und irgendwie fühlte er sich nun nicht mehr ganz so traurig. „Ich …“
Mehr hörte das Eichhörnchen nicht mehr. Es machte nämlich, dass es schnell wegkam. Ein weinender Apfel genügte ihm für heute. Es hatte auch noch viel zu tun an diesem warmen Frühherbsttag.

© Elke Bräunling

Auf seinem Weg weiter durch den Wald trifft das Eichhörnchen weitere Waldbewohner, die das Ende des Sommers mit Wehmut erleben. Auch die Schwalben, die sich zum Zug in den Süden versammeln, sind aufgeregt und klagen laut. Für einen Moment aber bringt das Eichhörnchen all die Klagenden und Jammernden zum Schweigen. Wie? Das lest Ihr hier in der Geschichte: Zeit zum Freuen – Das Eichhörnchen und die kostbare Zeit

Diese Geschichte findest du in dem Buch:


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Auf der Suche, Bildquelle © LuidmilaKot/pixabay